Nazi-Vergleiche gehen doch

Dieter Hallervorden hat jüngst Gendern mit der Sprache des Dritten Reichs und der Kommunisten verglichen. Das ist dem Tagesspiegel sauer aufgestoßen. Dort hieß es wörtlich: „Denn er war sich nicht einmal zu schade, den Vergleich zu ziehen, auch „Nazis“ und „Kommunisten“ hätten die Sprache „von oben herab auf Befehl“ zu entwickeln versucht.“

Natürlich darf man Hallervorden vorwerfen, dass er Gendern mit der Sprachpolitik des Dritten Reichs und der Kommunisten vergleicht. Aber es bleibt ihm dennoch unbenommen, einen Vergleich zu ziehen. Bekanntlich wird man ja erst klüger, wenn man vergleicht. Und dann ist ja auch die Frage, ob der Vergleich stichhaltig ist oder nicht.

Die Nazis erfanden Wörter, die offiziell benutzt werden mussten, zum Beispiel in Universitäten, Zeitungen oder auf Ämtern. Die Genderisten – Leute, die oft an den Schalthebeln der diskursiven Macht sind – erfinden Wörter, die man benutzen muss, wenn man zum Beispiel studiert. Und weil die Deutschen so sind, wie sie sind, machen viele mit, weil man feige ist. Fazit: Der Vergleich ist schlüssig.

Kommunisten wollten die Welt mit Worten zu einem besseren Ort machen. Antifaschistischer Schutzwall, Bodenreform oder auch Schwangerschaftzunterbrechung, die Begriffe sollten die Welt verändern. Allerdings war der Schutzwall eher eine Gefängnismauer, die Bodenreform die Enteignung von Bauern, die gerade Land erhalten hatten und die Schwangerschaftsunterbrechung fand keine Fortsetzung. Angeblich wären die Worte aus dem Volke gekommen. Das stimmte nicht.

Von Sprachentwicklung konnte dabei nicht die Rede sein. Die Sprache wurde vorgeschrieben. Das kommt einem bekannt vor. Die Gendersprache kennt ebenfalls Worte, die die Welt verbessern. Und begründet werden sie mit einer vorgeblichen Sprachentwicklung. Fazit: Auch hier gibt es Parallelen.

Genderisten behaupten, Gendern helfe andere zu inkludieren. Die Absichten sind also hehre. Doch wer will bestreiten, dass die Nazis und die Kommunisten ebenfalls aus ihrer Sicht edle Absichten hatten? Sie dünkten sich moralisch auf der richtigen Seite so wie die Genderisten. Hallervorden hat also zumindest nicht ganz unrecht mit dem Vergleich. Das dies dem linken Tagesspiegel nicht passt, steht auf einem anderen Blatt.

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Ist die Identitätspolitik ein Parasit?

Wir Weißen sind schuldig. So meinte jüngst ein Freund zu mir. Ich fand diese Äußerung merkwürdig. Ich habe eigentlich nichts verbrochen, wenn es nach dem Gesetz geht. Aber er meint vermutlich diese existenzielle Schuld, eine Form der Schuld, die man sich schon allein dadurch einfängt, dass man geboren wurde. Mir stellt sich allerdings die Frage: Ginge es anderen besser, wenn es mir schlechter ginge? Vermutlich nicht. Und dann wäre es auch interessant zu wissen, warum man sich nicht freuen darf, dass es einem besser geht als anderen? Soll man sich deswegen grämen? Sicher, es wäre schön, wenn die Welt perfekt wäre. Aber das es nicht so ist, macht mich nicht sonderlich betroffen. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein böser Mensch bin oder einfach immun.

Der Begriff Immunität beschäftigt mich übrigens schon länger. Genau wie der Begriff soziale Krankheit. Und ist das Schuldgefühl nicht wie eine Krankheit, die den Menschen befällt? Das würde auch erklären, warum diejenigen die von dieser großen Schuld reden, dieses Schuldgefühl ständig verbreiten wollen. Sie sind sozusagen die Schuld-Superspreader.

Wenn aber das Schuldgefühl eine Krankheit ist, dann ist der Krankheitserreger vermutlich schon lange in unserem System. Er muss nur aktiviert werden. Wie ist das zu verstehen? Ich stelle mir das so vor: Die Christen haben jahrhundertelang Schuld kultiviert. Doch der Glaube ging verloren. Obwohl diese Christen ohne Gott keine Schuld mehr fühlen sollten, so bleibt dieses überindividuelle Schuldgefühl, das nun eine andere Begründung braucht. Und da kommt einiges in Frage. Wenn es nicht der Kolonialismus ist, dann die Geschlechterungerechtigkeit oder vielleicht die ungleiche Verteilung von Schönheit.

Die Identitätspolitik ist so gesehen ein Dienstleister für eine postchristliche Gesellschaft, die vergessen hat, woher ihre Schuldgefühle ursprünglich kommen. Sie macht diese wieder anschlussfähig und erklärlich. Man könnte auch sagen: Die Identitätspolitik ist der Parasit einer Schuldkultur, indem sie die Schuldkultur nutzt, um sich einzunisten. Doch Parasiten geht es manchmal so: Sie töten den Wirt und müssen dann selber sterben. Daher sollte man es besser nicht übertreiben.

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The Guilt of Young America

This is the End of the West and the USA threw it under the Bus! Everybody knows that we Germans are the biggest cowards on Earth. But now ist the time to disgrace a generation of progressive US-“Youth”-Snowflakes in their Thirties, crying out for save spaces and being offended by everything. … always talking about “rape culture” and “toxic masculinity” on campus. Now the cruel reality strikes back in their woke little hobbit world. These millenial creative class is to blame: You think your’re progressive patriots?
HOW DARE YOU!!!
Afghanistan women will soon be confronted with real toxic masculinity, they will suffer from real rape culture.
AND YOU YOUNG AMERICA, YOU AND YOUR ROTTEN ACTIVIST TRIBES ARE GUILTY!

Schwanengesang

Der Ausdruck Schwanengesang stammt aus der Mythologie. Schwäne würden kurz vor ihrem Tode noch einmal einen wunderschönen Gesang anstimmen und dann sterben. Wunderschön ist das Lied der westlichen Gesellschaft kurz vor ihrem Ende allerdings nicht. Dafür jedoch sehr laut die Klage, wie schlecht alles sei, nämlich rassistisch, frauenfeindlich und verflucht mit einem schändlichen historischen Erbe, wie man wieder in der FAZ lesen konnte. Zumindest die Niederlande scheinen auf Seite drei untröstlich wegen ihrer Vergangenheit zu sein. Aber sie sind da nicht alleine. Alles schlimm und verderbt und voller Schuld, wenn man es genauer betrachtet. Dabei waren wir noch vor kurzem so stolz auf die gesellschaftlichen Entwicklungen. Aber die Geschichte holt uns mal wieder ein, vor allem die Kolonialgeschichte, so wie ein Porsche den Trabi.  

Doch wozu dieses Getöne? Die Vorherrschaft der Weißen ist schon lange gebrochen. Die Chinesen geben den Ton an, auch in Afrika. Die Kolonien sind perdu. Und Rassismus mag es geben. Aber die Eliten – und auf die kommt es an – beglaubigen ihren verkrampften Antirassismus jeden Tag durch wohlfeile Worte. „Seht her, ich bin ein Antirassist!“, rufen Sie jedem zu, der es nicht hören möchte. Woher aber dann das Bedürfnis, sich und die Vergangenheit im denkbar schlechtesten Licht darzustellen und sich als geläutert zu geben?

Vielleicht möchte man auf der Seite der Sieger sein, auf der Seite derjenigen, denen die Zukunft gehört. Denn der alte weiße Mann, aber auch die alte weiße Frau werden es nicht sein. Schon heute möchte man fragen, wie es wohl kam, dass weiße Engländer, Franzosen oder auch Deutsche die Welt erobern konnten. Denn es waren wohl kaum dieselben, die vor Jahren oft auch brutal die Welt erobert haben. Heute ist man eher defensiv unterwegs. Es geht vermutlich nur noch darum, noch ein wenig die schwindende Substanz zu genießen und die Ängste vor der Zukunft auszublenden.

Was bleibt, wenn nichts mehr bleibt, ist vielleicht das präventive Anbiedern an die vermeintlichen Sieger der Geschichte, den woken Intellektuellen. Und der macht das Überlebte gerne größer als es ist. Allerdings ist der Sieg über alte weiße Loser jetzt nicht sehr beeindruckend.

Und die Inkriminierten? Die schweigen zu den Fabelgeschichten vom antirassistischen Kampf in Deutschland. Unter Umständen kompensieren sie so ihren Bedeutungsverlust durch die Fantasie, man lebe tatsächlich in einem postkolonialen, rassistischen und frauenfeindlichen System und sei noch irgendwie Herr über irgendwas. Anders gesagt: Ist es nicht schmeichelhaft, wenn man für einen Teufel gehalten wird, wo man eigentlich nur noch in Angst vor dem lebt, was da kommt? Die Identitätspolitik macht uns das letzte Mal zu den Herren der Geschichte, die wir schon lange nicht mehr sind. So gesehen, ist die Identitätspolitik sehr schmeichelhaft. Auch für alte weiße Männer wie mich. Man fühlt sich irgendwie noch ernstgenommen.   

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