Eurasien – Die russische Falle für uns Konservative.

Wer es bis jetzt noch nicht begriffen hat: Die Russen wollen ein Eurasien von Wladiwostik bis Lissabon.

Europa soll dabei die Wirtschaftslokomotive sein und Russland liefert Energie, Rohstoffe und militärische “Sicherheit”.

Russland will die USA aus Europa vertreiben und die NATO zerschlagen.
Wer die Ideen des Putin-Einflüsterers Alexander Dugin noch nicht kennt, sollte sich unbedingt mit seiner Ideologie beschäftigen: https://de.wikipedia.org/wiki/Grundlagen_der_Geopolitik

Wir stehen an einem Wendepunkt der Geschichte und jeder Europäer sollte überlegen was er bereit ist zu tun, um die Freiheit von uns Europäern gegen das russische Imperium zu verteidigen.

Ist das Geschlecht irrelevant geworden?

Stefan Hirschauer (Soziologe) durfte jüngst in der FAZ seine Thesen über eine komplette Seite ausbreiten. Man kann sie, ohne Hirschauer zu nahe zu treten, auf einen Satz reduzieren: So wie die Hautfarbe keine Rolle mehr spielt – stimmt das denn? – , so ist auch das Geschlecht irrelevant geworden. Überhaupt nähmen wir den anderen meist ja nicht als Mann oder Frau wahr. Also lassen wir es einfach ganz, Menschen in eine geschlechtliche Schublade zu stecken. Und dann natürlich noch das Argument des Konstruktivismus. Wenn Mann oder Frau nur ein Konstrukt sind, ist es natürlich auch Transgender. Alles deshalb irgendwie nur ausgedacht. Es gibt uns alle eben nur als Idee.

Sehr vielsagend ist auch, dass Hirschauer meint, dass man auf Distinktionsgewinne durch Transgender verzichten könnte, wenn man aufhört, sich über das Geschlecht zu definieren. Da ist vermutlich was dran. Denn die meisten transgendern vermutlich, damit sie sich ein Profil zulegen, das irgendwie dem Individualisierungszwang entspricht. Am Ende soll man nach Hirschauer dennoch so weise sein, Männer mit Brüsten (vermutlich sind keine Männerbusen gemeint, die vom Bier trinken stammen), die noch Wert auf Geschlechtlichkeit legen, in ihrer Vorstellung anerkennen. Soll heißen, es gibt sie alle nicht wirklich, aber wir sind so herablassend oder verständnisvoll – je nach Lesart – und tun mal so, als ob ihre Konstruktion gültig wäre.

Allerdings scheint es so, als ob gerade Frauen sich nicht so gerne auf die Idee der Irrelevanz des Geschlechts einlassen wollen. Immerhin hätten sie eine Menge zu verlieren. Nachdem seit circa 150 Jahren Frauen nun politisch, sozial und ökonomisch mehr Bedeutung erlangt haben, werden sie vermutlich zäh daran festhalten, dass es doch Männer und Frauen gibt. Männer dagegen könnten mit der Idee wieder die Oberhand gewinnen. Denn wenn es keine Frauen mehr gibt, dann gibt es auch keine Geschlechterpolitik mehr im Sport, in der Politik und in der Wissenschaft. Quoten hätten sich erledigt. Schutzräume für Frauen auch. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich deshalb bald immer mehr Männer sich dieser Idee anschließen, um ihre Macht zurückzuerobern. Denn wenn es nur noch Menschen gibt, dann brauchen wir keine Rücksichten mehr zu nehmen. An der Stelle sei daran erinnert, dass das Wort Mensch von Mann kommt. Darf man deshalb fragen, ob da jemand aus durchsichtigem Interesse rationalisiert und das Wissenschaft nennt?

Doch am Ende der wirklich wichtige Punkt: Besteht überhaupt Aussicht auf den Untergang der Geschlechter? Wird es in absehrbarer Zeit nur noch das Mensch geben, wie es ja auch nur den Einzeller gibt. In überspannten Endzeitkulturen wie der Deutschen wäre es durchaus möglich. Gesellschaften die jedoch auf Reproduktion Wert legen, werden vermutlich andere soziale Konstruktionen bevorzugen. Vermutlich solche, die ihrer Kultur das Überleben sichern. Dazu gehört die Zweigeschlechtlichkeit. Denn Sex und Gender haben, auch wenn manche es nicht glauben wollen, etwas miteinander zu tun. Darum wird es am Ende eher gehen als um hypertrophe Individualisierung oder akademische Versuche, die Geschlechter abzuschaffen. Aber netter Versuch, Herr Hirschauer.

Christian Kümpel

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Haltlos

Was ist eigentlich ein Reaktionär? Das ist ein Mensch, der zu Recht oder zu Unrecht behauptet, dass es eine gottgewollte Ordnung gibt, die man nicht straflos säkularisiert. Zu dieser Ordnung sollte man zurück, wenn es nach dem Reaktionär geht. Doch das ist unwahrscheinlich. Denn aus der gottgewollten Ordnung sind wir schon lange ins Unbekannte aufgebrochen. Und wo es keine numinose Ordnung mehr gibt, da müssen die Menschen selbst eine Ordnung errichten. Ob sie wollen oder nicht. Gelingt das?

Seit Jahren wechseln die Moden und der Zeitgeist wandelt sich stetig. Bei jedem Halt wird behauptet: Das ist jetzt die Wahrheit, wir haben das Ziel erreicht. Doch schon geht die Fahrt weiter. Das einzig Beständige dabei, das ist die Veränderung, wie man so schön sagt. Manche kommen da unter die Züge. Andere meinen, die Veränderung ist der neue Gott. Sie lechzen geradezu danach. Man könnte also sagen: Halt gibt es nicht mehr. Dennoch man braucht doch so etwas wie ein Maßstab, eine Orientierung.

Was so etwas wie Beständigkeit vorgaukelt, das ist die Moral. Sie soll Halt geben in einer haltlosen Zeit. Sie ist, wenn man Dr. Alexander Grau glauben darf, die letzte Bastion der Ungläubigen. Daran klammert man sich, damit man nicht vollkommen durchdreht. Und ihr Glaubensbekenntnis ist die Empörung. Wer sich empört, würde Zeugnis ablegen für seine Sache. Das ist eben die Funktion der Hypermoral, wie Grau sie nach Arnold Gehlen nennt. Sie ist an die Stelle der Religion getreten. Und wie die Religion entlastet sie uns vom Nachdenken. Allerdings, so möchte man hinzufügen, wird die Moral uns nicht erlösen, sondern verstricken, wenn sie sich verselbständigt. Und es gibt nicht nur eine davon, sondern viele. So empört man sich links und rechts und in der Mitte dauerhaft und ständig, um seiner neuen Religion zu frönen und so etwas wie das Unverrückbare vorzugauckeln. Manche würden sagen, dass ist eben der moralische Fortschritt. Ich habe eher den Eindruck, dass ist eine Einbahnstraße ins Nirgendwo. Denn was gestern noch als moralisch galt, ist heute schon Tabu.

Jedenfalls passt die Identitätspolitik auf diese Form der Vergottung der Moral wie die Faust aufs Auge. Denn sie sorgt für Empörungspotential, die auf Dauer gestellt ist. Dicke Kinder, alte Frauen, schwarze Männer oder lesbische Politiker, wer kann da nicht alles gekränkt werden. Und täglich werden neue Minderheiten entdeckt. Dann noch die Quoten, die Bezahlung oder das Gendern. Alles empörend. Und natürlich können das auch die Rechtsradikalen. Man lausche nur den Zornesausbrüchen eines Höcke. Das Material geht einem einfach nicht aus, auch dank der Medien. Sie halten den Betrieb am Laufen. Das Beste daran: Jeder der sich empört, darf sich noch erhaben fühlen. Das kennt man ja auch aus der Religion, wenn es um den heiligen Zorn geht. Und wer sich empört, hat immer recht. Oder kann man etwa mit Empörten diskutieren? Genauso wenig wie mit religiösen Fanatikern.

Früher wollte man cool sein, analytisch. Das ist out. Jetzt wird man irgendwie verrückt. Die Reaktionäre hatten deshalb vermutlich recht, als sie warnten. Aber wie gesagt: Nun ist es zu spät. Jetzt bleibt nur noch die Hypermoral.

Christian Kümpel

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Die konservative Bewegung steht vor der Spaltung

Die Frage ist doch, wo man als Konservativer die Kraft zum Weiterkämpfen gegen eine neue woke Ersatzreligion namens Identitätspolitik hernehmen soll, wenn sich in den eigenen Reihen rechtsesoterische Verschwörungsreligionen wie der eurasische Putinismus, den Alexander Dugin lehrt wie eine Seuche ausbreitet.

Wenn wir das Abendland, den freien Westen gegen die äusseren Feinde des Islamismus und totalitäre Großmächte wie Russland und China verteidigen wollen, müssen wir uns zunächst auf die Werte dieses Freien Westens zurückbesinnen und diese gegen die inneren Feinde von links UND von rechts verteidigen.

Die konservative Bewegung steht vor einer Spaltung, die sich nicht verhindern lassen wird.

Die Weggucker

Also hat man nun doch erkannt: Russland ist kein freundlicher Flächenstaat, der ungerechtfertigterweise von der Nato bedroht wird. Vielmehr sieht man in aller Welt, dass Russland mit seinen Oligarchen, seiner Propaganda und seinem Gas die Welt überall zu unterwandern suchte. Dabei ist es ihm gelungen, sein Narrativ auch im Westen immer wieder fruchtbar zu machen. Wir erinnern uns nun mit Verwunderung an die Äußerungen der russischen Einflussagenten aus AfD, der Linken oder auch der SPD. Aber auch Angela Merkel hat kräftig mitgeholfen. Russland konnte das alles so erfolgreich tun, weil wir eben hier anitamerikanische Politik lieben und die Polen nicht ganz für voll nehmen. Freunde von starken Männern und Politikern, die glaubten, Entspannungspolitik heiße, man schaue einfach immer weg, wenn was Schlimmes passiert, tun ein Übriges.  

Dabei spielen natürlich auch viele von denjenigen, die nach Deutschland aus der ehemaligen Sowjetunion eingewandert sind, eine unrühmliche Rolle. Gerne haben sie sich von Putins Propaganda vor den Karren spannen lassen. Was aus Russland kam, das war für sie die reine Wahrheit. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Sowjetunion von Lügen zusammengehalten wurde und Aussiedler dort verfolgt wurden. Ebenfalls verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Kreml-Nachfolger ein ehemaliger KGB-Agent war. Aber vielleicht auch doch nicht so besonders, wenn man sich daran erinnert, dass viele Russen ehrlich traurig waren, als Stalin tot war. Man liebt eben seine Verfolger, irgendwie.

Wie es scheint, ist mit dem Einfluss aber fürs Erste Schluss. Zumindest trauen sich die Putin-Versteher zurzeit nicht aus der Deckung. Putins Russland bekommt jetzt das Misstrauen, das es immer schon verdient hat. Doch wird man sich sicher noch ausführlich mit dem Thema beschäftigen: Wer hat es Putin hierzulande ermöglicht, seine Kriege zu führen? Warum wollte man die Zeichen nicht erkennen? Warum redet man sich Diktatoren schön? Diese Fragen müssen noch historisch aufgearbeitet werden. Darin sind wir doch angeblich so stark, in Aufarbeitung.

Das gilt ja auch immer noch für den Islam. Es ist bekannt, dass der Iran, Qatar, die Türkei und andere muslimische Staaten hier nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell Einfluss nehmen. Naiv ist, wer nun meint, die Türkei wolle dabei einen Dialog auf Augenhöhe, oder wie was der Phrasen noch so sind. Vielmehr nimmt man Einfluss auf die Türken die hier leben, um diesen Staat und diese Gesellschaft im Sinne des Islams zu beeinflussen. Glaubt dabei irgendwer jetzt noch, dass alle Muslime hier ganz anders als die Aussiedler fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehen? Naiv, kann man dazu nur sagen. Aber eben typisch.

Egal, ob nun Islamkonferenz, Unterricht oder Parteienpolitik, über die Versuche, der islamischen Staaten, hier Einfluss zu nehmen, müsste jetzt auch offen gesprochen werden. Wird es passieren? Wohl kaum. Lieber wird man weitermachen mit den beliebten Sprüchen. Islamophobie, Fremdenfeindlichkeit und rechte Gesinnung wird man den Skeptikern vorwerfen. Bis es irgendwann knallt. Doch sogar dann wird man weiter beschwichtigen, wie man ja auch nach der Krimbesetzung und dem Abschuss der KLM-Maschine immer noch Ausreden fand. Vermutlich ist es eben systemisch in diesem Lande, wegzusehen, solange es nur irgend geht. Denn wer hinsieht, der muss dann auch was machen.

Christian Kümpel

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Konstruierte Gemeinschaften

Was ist es, dass der Mensch braucht, so wie der Frosch das Wasser oder der Vogel die Luft? Er braucht die Gruppe. Anders gesagt: Er ist ein Stammestier. Der Stamm bietet Halt, Orientierung und Verbundenheit. Außerdem stiftet der Stamm Sinn und kennt Solidarität.

Doch was braucht der Stamm? Klar, er braucht ein Territorium. Das kann man neuerdings auch im Internet finden. Er braucht aber vor allem andere Stämme. Denn ein Stamm ist nur ein Stamm, wenn es andere Stämme gibt, so wie eine Spielkarte beim Skat nur deswegen eine bestimmte Funktion hat, weil eine andere eine andere hat. Man bezieht sich aufeinander durch Differenz. Ein Bube ist ohne die Dame bedeutungslos.

Vollkommen unnatürlich ist jedoch die Vorstellung, dass alle Menschen sich verbunden fühlten als Menschheit. Wer Menschheit sagt, will betrügen, meinte Carl Schmitt. Zumindest kann man feststellen, dass auch die größten Verfechter der Idee, dass es eine Menschheit gäbe, immer auch einem Stamm angehören, nämlich dem der Kosmopoliten. Wir und Ihr, dass ist das ewige Menschheitsgesetz. Deshalb kann man wohl von Menschen reden, die die Welt bevölkern. Aber dass die Menschheit nun wie ein großer Stamm wäre, dies kann mit guten Gründen bestritten werden. Denn es fehlte an dem Stammesgefühl, gäbe es nur einen Stamm. Und das brauchen wir halt.

Stämme im eigentlichen Sinne sind eigentlich nicht groß. Vielleicht so 150 – 200 Mann stark. Dass es spöter Nationen gibt, mutet da wie ein Wunder an. Denn hier handelt es sich um Verbände von Millionen, wenn nicht sogar von Milliarden Menschen. Benedict Anderson hat herausgearbeitet, welche Voraussetzungen es geben muss, damit Menschengruppen sich als Großstamm vulgo Nation konstruieren. Wichtig dabei ist vor allem: Nationszugehörigkeit für jeden, der einer Nation angehört, ist ein Gedanke, der von allen Mitgliedern einer Nation geglaubt werden muss. Das gilt allerdings auch für jede andere Großgruppe, zum Beispiel die Bayern-Fans.

Weil aber nun in einer globalisierten Welt die Nation ihre Bedeutung verliert, ist der Mensch offen für neue oder neu-alte Konstruktionen. Die Nachfrage wird gestillt, zum Beispiel durch die Identitätspolitik. Wer Halt sucht, wird es da was finden: „Du bist Schwarzer und gehörst zu den Schwarzen, weil du kein Weißer bist. Du bist eine Frau, weil Männer so sind, wie sie sind. So bist du aber nicht. Du bist Muslim. Und weil Du Muslim bist, gehörst Du zu einer auserwählten Gruppe.“ Solche Gruppenbildungen sind naheliegend, wenn Nationen verschwinden. Ganz wichtig dabei: Man gehört immer zu einer Gruppe, die anders und meist besser ist als andere und außerdem viktimisiert wird.

Das Konstruierte daran wird allerdings schon dann deutlich, wenn man sich mal ernsthaft fragt, was ein Schwarzer im Elend in Lagos mit einem Schwarzen in New York im Penthouse gemein hat. Oder wenn man ein Frauenleben in Somalia mit dem Leben einer Frau in Deutschland vergleicht. Egal! Die Konstruktion muss geglaubt werden, dann passt es schon.

Die Bildung von Nationen hat das Gruppendenken also nicht überwunden. Dieses Denken nimmt nur andere Formen an. Denn wenn sich Bayern und Brandenburger als eine Nation verbunden fühlen, warum nicht alle Frauen oder Schwarzen auf der Welt?

Allerdings bleiben manche Konstruktionen kurios. Wenn man glauben machen will, dass Schwule, Muslime und Schwarze eine Gruppe bilden, um gegen die Gruppe der WAMs zu bestehen, ist das eine Überdehnung. Das wird spätestens dann sichtbar, wenn man den weißen alten Mann wegdenkt. Dieses Konstrukt hat man eben noch nötig, um die offensichtliche Künstlichkeit einer Gruppenzugehörigkeit der Opfer des weißen Mannes zu überspielen. Wenn die WAMS nicht mehr sind, wird man vermutlich wieder die Unterschiede entdecken, wie man das immer schon getan hat.

Die Identitätspolitik ist also so gesehen ein Kind der Globalilsierung. Die Welt überspannende konstruierte Gruppen, die sich befehden, damit sie sich ihrer Identität vergewissern können. Da vermisst man vielleicht am Ende sogar die Konstruktion der Nation. Dort herrschte zumindest in Teilen Frieden innerhalb der nationalen Grenzen. Aber diese Konstruktion haben wir wohl endgültig hinter uns gelassen. Man sortiert sich nun neu.

Christian Kümpel

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Ist es jetzt vorbei?

Zurzeit spricht man nicht mehr von Held:innen, sondern von Helden. Männer, die in der Ukraine für die Freiheit kämpfen, werden nicht als toxisch oder sonst wie denunziert, sondern bewundert. Offen darf man darüber sprechen, dass Ukrainer eher zu Europa gehören als andere und deshalb gerne aufgenommen werden. Von LGBTQ in der Ukraine redet niemand. Das ganze Minderheitengedöns scheint jetzt niemand zu interessieren. Ist das die Wende?

Natürlich können Trends gebrochen werden. Der Zeitgeist ist eben ein Geist, der auch mal kurzzeitig verschwinden kann. Aber die unterliegenden Strömungen werden sicher nicht davon beeinflusst. Sobald der Krieg zu Ende ist, wird es mit Sicherheit an den Unis und in den Medien wieder losgehen. Die Bewusstseinsindustrie und ihre Ableger, die Werbebranche, werden genau dort weitermachen, wo sie aufgehört haben.

Was sind diese unterliegenden Strömungen? Es ist der Selbsthass des liberalen Westens. Sobald der Westen sich etabliert hat, traten seine Kritiker auf den Plan. Sie sind nämlich ein Teil des Westens selbst. Der Selbsthass ist sozusagen der Schatten dieser Zivilisation. Doch wie ist er zu erklären?

Odo Marquardt, der Philosoph der Skepsis, hat da eine interessante Idee anzubieten. Da es keinen Gott – diesen hat der Westen sozusagen gekillt – mehr gebe, den man anklagen könne, wird der Mensch als Schöpfer der Geschichte betrachtet, der für alle Übel verantwortlich sei. Dabei entsteht eine neue Herrschaftsform. Die säkuläre Priesterschaft schwingt sich zum Ankläger auf und bietet sich als Weltgewissen an. Ihre Kernbotschaft: Der Westen ist für alles Schlechte verantwortlich, den der Westen behauptet ja auch, man könne nun sein Schicksal selbst bestimmen.

Die Ironie dabei: Man entlastet die afrikanischen und arabischen Despoten, die Islamisten und in der Vergangenheit auch Putin. Doch zurzeit ist man auf Seiten der Priesterschaft etwas verwirrt, weil der Westen zumindest nicht mittelbar Schuld an dem Krieg in der Ukraine ist. Doch ich möchte fast wetten: Wenn der Krieg vorbei ist, dann wird die „Priesterkaste“ wieder ihr Haupt erheben. Denn dem Westen ist es eben immanent, sich selbst zu hassen, solange er keinen äußeren Feind hat. Es ist sozusagen, sein eingeschriebener Wahn, dass alles möglich ist und seine Verzweiflung darüber, dass dies nicht stimmt, treibt ihn in den Selbsthass, der heutzutage eben die Form der Identitätspolitik annimmt. Der Selbsthass ist im Grunde Ausfluss seiner mangelnden Selbstbeschränkung und nicht vorhandener Demut. Das wird bleiben. Denn das ist urwestlich. Und darum geht es in der einen oder anderen Form nach dem Krieg wieder weiter wie zuvor. Denn die Frage, wie es sein kann, dass es ein Übel gibt, wenn wir doch allmächtig sind, ist das westliche Theodizee-Problem, das auf Dauer in der westlichen DNA angelegt ist.

Christian Kümpel

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Alles nur geklaut

Fridays for Future wollte wieder mal eine Klima-Demo durchführen. Und weil es ja auch darum geht, bei allem Ernst Spaß zu haben, wollte man die Sängerin Ronja Maltzahn und ihre Band dazu einladen. Maltzahn trägt aber Dreadlocks. Dreadlocks sind die Filzlocken des Haupthaars. Nun gilt es bei manchem als kulturelle Aneignung, wenn Weiße sowas tragen. Maltzahn ist weiß.

Kulturelle Aneignung heißt übrigens für alle, die so etwas nicht kennen, man nimmt irgendwelche typisch fremden Gebräuche und kopiert sie. In dem Fall von Schwarzen. Manche würden es daher eher als Kulturtransfer bezeichnen.

Jedenfalls wurde Maltzahn nun wegen der nicht gewaschenen, verfilzten Haare ausgeladen und war geschockt. Im Tagesspiegel wurde sie mit folgenden Worten zitiert: „Wir hatten uns darauf gefreut ein Zeichen für Frieden und gegen Diskriminierung mit unserer Musik setzen zu dürfen. Schade, dass wir aufgrund von äußerlichen Merkmalen davon ausgeschlossen werden.“

Ja, schade. Allerdings könnte man ja auch damit kommen, dass Dreadlocks nicht nur Schwarzen gehören, um mal in der Terminologie der Identitätspolitiker zu bleiben, sondern allen. Hierzu kann man bei Wikipedia nachlesen: „Auch in Europa waren teilweise verfilzte Frisuren populär, beispielsweise am Hof von König Christian IV. von Dänemark und Norwegen (1577–1648). Der König litt an einem Weichselzopf, einer unerwünschten Zusammenballung verfilzter Haare, die vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit in ganz Mitteleuropa verbreitet war. Der Weichselzopf des Königs hatte die Form eines „Schweineschwanzes“, der von der linken Seite seines Kopfes herabhing und mit einer roten Schleife verziert war. Um dem König zu schmeicheln, wurde diese Haartracht von den Menschen an seinem Hof imitiert. Auch in Kombination mit dem Mühlsteinkragen dienten verfilzte Zöpfe als modische royale Frisurenvariante. Weiterhin glaubte man auch, dass Krankheiten durch die Haare den Körper verlassen und sah die Verfilzung von Haaren als ein gutes Zeichen, daher durften diese nicht abgeschnitten werden. Zudem trugen französische Soldaten verfilzte Haare als Schutz vor Säbelangriffen auf den Nacken.“

Aha! Die Frage wäre nun, wer da von wem geklaut hat. Denn die Rastafari kamen erst um 1930 auf den Dreh mit den Dreadlocks. Bedeutet das nun, die Schwarzen müssen der kulturellen Aneignung bezichtigt werden, weil ja der Weichselkopf aus Europa stammt? Ach was! Normale Menschen, also keine Identitätskrieger, sehen so etwas entspannt. Wenn Afrikaner Hemd und Krawatte tragen, dann empfinde ich es jedenfalls nicht als kulturellen Diebstahl. Ich nehme es ihnen auch nicht übel, dass sie nicht im Lendenschurz durch Köln marschieren. Sie wollen vielleicht so sein wie wir. Oder zumindest so aussehen. Das ist doch ein schönes Kompliment. Und wenn Frau Maltzahn so erscheinen möchte wie ein Rastafari, dann ist das sicher auch eine kulturelle Verbeugung vor Reggae und Co.  

Eine andere Frage ist, ob einem Dreadlocks wirklich stehen. Ich würde meinen, dass Olaf Scholz damit lächerlich aussähe. Frau Maltzahn jedoch hat jeden Grund, ihre Dreadlocks weiter zu tragen.

FFF hat da also im Ergebnis was an den Haaren herbeigezogen. Denn wenn man nicht nur das Klima schützen will, sondern auch noch in allem ein Haar in der Suppe findet, dann wird es eben haarig, wie man sieht.

Christian Kümpel  

Bild: Pixabay

Was verteidigen wir, wenn wir kämpfen?

Ganz zu Recht wird gesagt, dass die Ukrainer ihr Land, ihre Freiheit und Ihre Unabhängigkeit gegen Russland verteidigen. Die Motivation der Ukrainer ist hoch. Hypothetisch darf man da mal fragen: Wie wäre es denn, wenn die Bundesrepublik von Putin überfallen würde?

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass sich dieses Land in den letzten Jahren sehr geändert hat. Wenn man es verteidigen würde, dann kämpfte man zum Beispiel für weit über 200 Genderprofessuren. Die würden einen russischen Sieg sicher nicht überstehen. Außerdem schlüge man sich für unzählige NGOs, die staatlich finanziert, Rassismus, Faschismus und anderen Ismen bekämpfen. Leider vergeblich, wie man feststellen muss. Denn je mehr es von ihnen gibt, desto schlimmer wird es offensichtlich. Fazit: Die Bundesrepublik ist strukturell voller Genderprobleme und rassistisch. Soll man für so ein Land sein Leben geben?

Wir kommen kurz noch mal zu dem Recht, sein Geschlecht selbst zu bestimmen. Der Russe ist da wenig feinfühlig, wie man weiß. Die Frage wäre demnach: Würde man sich schützend vor Markus Ganserer… Verzeihung Tessa Ganserer stellen, wenn der T 80 vor der Tür stünde? Meine Motivation ist, das gebe ich zu, da eher gering. Apropos Frauen, wir wissen ja auch, dass Frauen hierzulande übel mitgespielt wird, von wegen Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten, von der Quote ganz zu schweigen. Wäre es da vernünftig, so etwas noch militärisch abzusichern? Wer weiß, vielleicht hätten Frauen unter Putin noch ganz andere Möglichkeiten als hierzulande.

Doch eine Sache ist allen doch so wichtig, sie mit der Waffe in der Hand zu unterstützen, nämlich die Meinungs- und Redefreiheit. Hierfür würde ich gerne Opfer bringen, wenn nötig die größten. Allerdings ist es darum nicht mehr ganz so rosig bestellt. Man frage nur diejenigen, die an den Unis studieren und nicht links sind. Da gilt es, sich lieber zurückzuhalten, wenn die linke Woke-Community ihre Meinungshoheit durchsetzt. Man sieht also, das Bild ist in Teilen trübe.

Wofür wir hier also im Wesentlichen kämpfen würden, das wäre ein angenehmes Wohlleben im Sozialstaat, bei dem das Ich im Zentrum steht. Das ist in der Tat auch was wert. Dafür wäre dann aber ein erheblicher Ausstoß von CO2 zur Verteidigung des Landes erforderlich. Denn machen wir uns nichts vor: Krieg ist nicht klimaneutral. Spätestens hier sehe ich viele Fragenzeichen bei den politisch Verantwortlichen auftauchen. Wollen wir also bloß hoffen, dass diesem Land nicht irgendwann Antworten abgenötigt wird. Vermutlich würde diese anders ausfallen als in der Ukraine.

Christian Kümpel

Bild: Pixabay

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