Hammer und Nagel

Es gibt Konstruktivismus, Sozialismus, Naturalismus, Darwinismus und noch andere Konzepte, die mit -mus enden. Wer ein Konstruktivist ist, der wird überall Konstruktionen erkennen. Der Strukturalist wird eher dazu neigen, Strukturen zu sehen. Wer aber ein Rassist ist, der klopft alles erst mal auf den ethnischen Hintergrund ab. Der berüchtigte Rassist Adolf Hitler ging dabei so weit, dass er das Weltgeschehen als einen ständigen Rassenkampf sah. Dass diese Sichtweise zu nichts Gutem führte, ist heute fast jedem geläufig.

Diese Form des eingeschränkten Denkens ist dennoch weithin verbreitet. Auch die Identitätspolitiker sind zum Beispiel der Meinung, dass der Rassismus der Schlüssel wäre, um alle Türen zu öffnen. Und so stellen sie fest: Schwarze sind nur deshalb so wenig erfolgreich, weil es Weiße gibt. Weiße zwingen anderen weißes Denken auf. Weiße unterdrücken Schwarze in mannigfacher Weise. Weiße zerstören die Kultur der Farbigen. Und selbst wenn sich die Weißen sozusagen aus Staube machen, um nur noch in ihren weißen Vorstädten zu wohnen, ist es auch nicht recht. Denn das ist Segregation. Anders gesagt: Egal, was der Weiße tut, er tut es, weil er ein Rassist ist. Und Rassisten können nichts richtig machen.

Nun heißte es: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Man kennt das Prinzip als Law of the instrument. Und wie im wahren Leben ist der Hammer durchaus nützlich, wenn man einen Nagel in die Wand treiben will. Er wird allerdings zum Problem, falls man damit die Fensterscheibe putzen möchte. Ein weiterer nützlicher Hinweis lautet: „Kaffeetassen fallen vor allem dann auf den Boden, wenn man morgens mit dem linken Fuß aufgestanden ist.“ Soll heißen: Wer eine Bestätigung für seine Thesen sucht, der wird sie auch finden. Was will ich damit sagen?

Nun, ich will nicht bestreiten, dass es in Deutschland einen gemäßigten Rassismus gibt, der im Wesentlichen darin besteht, dass man gerne unter seinesgleichen bleibt, dass man Ausländern nicht unbedingt so vertraut wie dem deutschen Nachbarn und es nicht unbedingt begrüßt, wenn ein Asylantenheim in unmittelbarer Nähe des neuen teuren Einfamilienhauses errichtet wird. Dass man sich nicht zu dieser Form des Rassismus bekennen darf, ist der Grund, warum die Heuchelei in diesem Land so verbreitet ist. Dennoch ist es nicht so, als ob nun alles mit Rassismus zu erklären wäre. Zum Beispiel Ehrenmorde in der muslimischen Community oder Klitorisverstümmelungen bei unseren afrikanischen Mitmenschen oder die Leistungsbereitschaft bei vietnamesischen Einwanderern. Wer mit der sogenannten Realität umgehen will, die im Übrigen sehr komplex ist, der sollte also wie ein Handwerker auch mal das Werkzeug wechseln, wenn der Hammer nicht geeignet ist, die Arbeit zu erledigen. Andernfalls könnte es passieren, dass man sonst alles kaputt schlägt. Sogar sein neues Zuhause.

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