Moral und Geld

Die FAS hat im Wirtschaftsteil am Sonntag aufgeräumt mit dem Vorurteil, dass Unternehmer und Investoren eigentlich nur Gutes tun wollen. Wie es aussieht, sind einige auch daran interessiert, Geld zu verdienen. So war es eigentlich immer. Bis Laurence Fink und andere kamen. Fink (Black Rock) erklärte: Firmen sollten sich bei ihrer Politik ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft bewusst sein. Auch andere Firmen sind offensichtlich an „gesellschaftlichem Fortschritt“ interessiert. Audi macht auf Gendersprache, andere Firmen zeigen die LGTBQ-Flagge. Die Liste ist ziemlich lang. Argumentiert wird mit den sogenannten Stakeholdern. Alle, die irgendwie mit der Firma verbunden sind, wären solche Stakeholder. Sie wollen das Gute. Die Firma muss liefern. Doch Vorsicht! Wie es aussieht, gibt es Stakeholder, die haben andere Ideen von dem Guten. Und manche wollen sogar einfach nur, dass ihr Investment Zinsen abwirft.

Zum einem sind es jedenfalls Politiker in den USA, die woken Firmen ans Leder wollen. Disney hat es schon gemerkt. Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hat dem Vergnügungspark Disney World das Recht auf Selbstverwaltung entzogen, weil sich Disney gegen ein Gesetz gestellt hat, das Sexualisierung der Kinder im Sinne der LGTBQ-Fans für Kinder unter zehn verbietet. Überhaupt sind Republikaner in den USA gar nicht mehr so pro Großunternehmen. Kein Wunder, wenn sich diese gegen die Agenda der Republikaner stellen. Es sollte jedoch den Unternehmen zu denken geben, dass nun nicht nur Demokraten Big Business verabscheuen, sondern auch die Konservativen anfangen, Firmen kritisch zu betrachten. So macht man sich eben mächtige Feinde.

Und es könnte auch sein, dass nicht nur Politiker, sondern auch Konsumenten einfach keinen Bock auf woke Firmen haben. Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, keinen Audi zu kaufen, zu leasen oder überhaupt zu fahren, solange Audi mir mit der Gendersprache kommt. Sicher bin ich nicht der Einzige, der so denkt.

Wenn merkt, dass es ans Geld geht, könnte sich der Trend also wieder drehen. Denn wie heißt es so schön bei Prevency, einer Firma, die ihr Geld damit verdient, Firmen zu helfen, die angegriffen werden, weil sie sich moralisch in die Nesseln gesetzt haben : „Doch wenn Worten keine Taten folgen, wird Purpose-getriebene Kommunikation schnell zum Risikofaktor für Ihre Reputation.“  Das soll heißen, wer anfängt mit Moral Werbung zu machen, der macht sich angreifbar und muss liefern. Denn Moralisten wollen immer mehr und mehr und mehr. Worte allein tun es da nicht mehr. Und sie achten darauf, dass die Firmen, die einmal den Kurs einschlagen, auch auf Kurs bleiben. Das ist eben ihr Geschäftsmodell, mit dem man ja auch viel Geld verdienen kann, wie man an Black Life Matters sieht.  Am klügsten ist es deshalb für Firmen, einfach nur ein gutes Produkt zu verkaufen, ohne jede Beigabe. Auf Moral sollte man pfeifen. Sonst kommt man schnell unter die Räder.

Christian Kümpel

Bild: Pixaybay

Es lebe der Unterschied!

Es gibt viele Spielarten in der Frauenbewegung. Eine heißt Differenzfeminismus. Differenzfeministen gehen davon aus, dass es eine natürliche Differenz zwischen den Geschlechtern gibt. Und sie verwahren sich dagegen, dass man an Frauen männliche Maßstäbe anlegt. Frauen seien ihrer Ansicht nach auf der psychologischen Ebene einfühlsamer, sanfter und mütterlicher als Männer. Auf der physiologischen würden auch Unterschiede bestehen, zum Beispiel haben nur Frauen eine weibliche Eizelle.

Während einige die Unterschiede zwischen Männern und Frauen negieren, feiert der Differenzfeminist sie. Insbesondere will man eben als Frau nicht so sein müssen wie ein Mann, um Gleichberechtigung zu erreichen. Drum erklärt man die weibliche Art für erstrebenswert. Damit verbunden ist dann auch eine Essentialisierung des Männlichen, die den Herren vielleicht nicht immer so gefällt. Männer wären aggressiv, rücksichtslos und herrisch.

Das Problem mit dieser Spielart des Feminismus ist – man ahnt es schon – dass es ja auch Männer gibt, die einfühlsam, sanft und mütterlich sind, wenn mütterlich aufopfernd oder uneigennützig heißt. Ebenfalls fragwürdig ist es, die Männer schlecht zu machen, um sich selbst als umso großartiger darzustellen. Schließlich soll es ja auch schon Frauen gegeben haben, die keine Engel waren. Ilse Koch ist so ein Beispiel. Koch war die Frau des Kommandanten von Buchenwald. Ob alle Geschichten stimmen, die man über sie erzählt, will ich nicht bewerten. Aber sie war fraglos ein Menschenschinder, und es hat ihr Spaß gemacht, Häftlinge zu quälen. Wäre das dann unweiblich?

Grundsätzlich ist es mir dennoch sympathisch, wenn Frauen sich als Frauen positiv beschreiben und kein Problem mit ihrem Geschlecht haben. Auch wenn es wohl nicht ganz so einfach ist mit den Zuschreibungen. Immerhin gibt es schon genug Leute, so hat es den Anschein, die kommen nicht damit klar, Männer zu sein. Und was nun die Körperlichkeit besteht, da kann ich den Frauen überhaupt nicht widersprechen. Es ist eben ein Fakt, dass nur Frauen Eizellen haben. Verstehen kann ich auch, dass sie sich ärgern, wenn Männer behaupten, sie wären Frauen, weil sie sich so fühlten.

Das mal weiter gedacht: Jemand könnte ja auch behaupten, weil er das in sich fühlt, er wäre Christian Kümpel. Das würde ich geradezu als gefährlich empfinden. Denn dann würde er ja in meinem Bett neben meiner Frau schlafen und überhaupt alles machen dürfen, wozu nur Christian Kümpel berechtigt ist. Wenn er von den Autoritäten sogar als Christian Kümpel anerkannt würde, weil sie sich auf den Standpunkt stellen, Christian Kümpel ist ein soziales Konstrukt, das von jedermann mit Recht konstruiert werden könne, könnte man es ihm kaum verwehren. Vermutlich wäre dann schnell der Punkt gekommen, wo ich Gewalt für möglich hielte, um mich und meine Familie zu schützen. Hört sich das verrückt an? Sicher für die meisten Frauen auch, wenn Männer ihnen erzählen, dass sie Frauen wären und nun mit ihnen Frauensachen machten wollten.

Das Problem ist eben, das Wort Frau macht keinen Sinn mehr, wenn Männer nach Belieben auch Frauen sein können. Und ein weiteres Problem ist, dass Männer anfangen könnten, alle Grenzen, die Frauen schützen, nun einreißen könnten, weil sie unüberprüfbar ihr Frau-Sein behaupten und sie verlangten, dass dies allgemein anerkannt wird. Dass Frauen hier Gefahren sehen und sich schützen wollen, ist vollkommen verständlich. Darum stehe ich auch auf Seiten des Differenzfeminismus. Denn auch wenn er nicht in allem Recht hat, so ist sein Grundgedanke der, dass man Dinge nicht ins Belieben einer Gruppe oder eines Einzelnen stellen kann, richtig, und zwar nicht nur, weil es eine Realität gibt, die nicht wegzufühlen ist. Es zu tun, wäre äußerst bedrohlich für die meisten von uns.

Christian Kümpel

Bild: Pixabay