Farbige sollte man nicht auf ihre Hautfarbe ansprechen. Bemerkungen wie: „Waren Sie im Urlaub?“, „Kommen Sie aus Afrika?“ oder „Im Klimawandel haben Menschen mit ihrer Hautfarbe einfach bessere Karten“ sind unerwünscht. Allerdings wäre es vollkommen falsch, so zu tun, als hätte das Gegenüber überhaupt keinen Teint. Denn wie wir gelernt haben, gehört ja die Bräunung zur positiven Identität des Gegenübers. Das Problem ist also, dass man etwas sieht, was gesehen werden soll und positiv konnotiert ist, aber irgendwie nicht bemerkt werden darf. Wie geht man damit jetzt um? Hier hilft, wie bei allen Fällen der Doppelbindung, sich ein paar einfache Verhaltensweisen zurechtzulegen. Machen wir uns zunächst klar, dass man immer gerne mit Schuldgefühlen arbeitet. Diese machen uns manipulierbar. Man sollte sich daher immer wieder Folgendes sagen: Ja, ich sage manchmal Dinge, die anderen nicht gefallen. Das nennt man Freiheit. Und wenn es den anderen nicht gefällt, dann haben sie die Freiheit, mir das zu sagen. So vermeiden sie, sich schuldig zu fühlen und am Ende mit merkelmäßige Entschuldigungen zu kommen. Sie sollten sich außerdem klar machen, dass man es gerne hat, sie in Paradoxe zu verstricken, um sie zu manipulieren. Das kennen sie ja von ihrer Frau, die ihnen etwas kocht, von der sie weiß, dass es ihnen nicht schmeckt, um dann zu fragen, wie es schmeckt. Hier sollten sie sich klar machen, dass Ehrlichkeit am längsten währt, sonst müssen sie diese Pampe immer wieder essen. Eine andere Diskurswaffe, die leider viel zu wenig genutzt wird, ist der gesunde schwarze Humor. „Was ist schwarz und knistert?“ (Auflösung in der nächsten Folge.) Schließlich könnten sie auch mal ihr Gegenüber spiegeln, indem sie ihm vorwerfen, gar nicht bemerkt zu haben, was für eine schöne pinke oder schweinsfarbige Haut sie haben. Und wenn er es doch tut, ihn einen Rassisten schimpfen. Eine letzte Möglichkeit wäre es, Farbige ganz zu meiden. Dann kommt man gar nicht erst in die Verlegenheit, etwas Falsches zu sagen. Ich würde hier aber differenzieren. Wenn ein Farbiger anfängt, sie doppelbindungsmäßig zu bearbeiten, dann brechen sie das Gespräch einfach ab mit der Begründung, sie müssen noch einen Bericht über schwarze afrikanische Sklavenfänger im 18. Jahrhundert schreiben. Wenn sie aber merken, dass der andere nicht wehleidig tut, sondern einfach eine nette Person ist, dann laden sie ihn auf ein Bier ein. Es kann auch gerne ein Schwarzbier sein.
Kü
Bild: Berkemeyer