Rule Britannia!

Macht doch mal einen kleinen intellektuellen Sonntagsausflug in die liberale Podcastszene Großbritanniens. Viele britische Liberale sind exlinke Atheisten, nicht wenige davon Comedians wie z.B. der homosexuelle Satiriker Andrew Doyle, der die hyperwoke Kunstfigur Titania McGrath erschuf. Während wir von der deutschen Queer-FDP in der nächsten Legislatur-Periode wohl eher Transgesetze und Pubertätsblocker als anti-woke Ideologiekritik zu erwarten haben, legt sich die liberale Podcastszene Großbritanniens sehr kampfeslustig mit dem Wokeismus an. Der Grund warum die Briten so woke-resilient sind ist meiner Meinung nach ihre starke Verwurzelung in Rationalität und vor allem: “Common Sense”. Nicht zu vergessen die britischen Feministinnen wie z.B. J.K. Rowling – GB is Home of the TERF (Trans Excluding Radical Feminist). Der amerikanische Popstar dieser liberal-konservativen Szene ist natürlich Jordan Peterson. Aber auch unabhängig von der zunehmenden Hinwendung von Peterson zum Christentum, bemerke ich, dass sich in dieser Szene eine neue Kompatibilität zu meiner eigenen theologisch-konservativen Weltanschauung entwickelt.
Das hat etwas mit der Dekonstruktion von Wahrheit durch die Postmodernen zu tun. Die Fällung des uralten Baumes namens Christentum wird für viele dieser Leute zunehmend als grosser Verlust im weltanschaulichen Wertefundaments des freien Westens gesehen. Dabei ist die Gottesebenbildlichkeit als eine der historischen Voraussetzungen für Theoriebildungen um Menschenwürde und Menschenrechte nur ein Beispiel.

Ich glaube da wächst im Hintergrund eine neue Weltanschauung, die wahrscheinlich noch Jahre braucht, bis er Deutschland erreicht: Der Postliberalismus.

OK kommen wir zurück zu den Podcasts:
Mein absoluter Liebling dort ist “Free Speech Nation” [https://www.gbnews.uk/shows/free-speech-nation ] mit dem Comedian Andrew Doyle, der die großartige hyperwoke Kunstfigur “Titania McGrath” erschaffen hat.
Episodentipp: Gast Brendan O’Neill [https://youtu.be/t72SvFB_DfM]

Auch extrem gut der Podcast Triggernometry. Dort stellen ein exkatholischer Noch-Atheist und ein nach GB ausgewanderter Russe die britische konservativ-liberale Szene vor.
Episodentipp: Die wunderschöne Alex Kaschuta [https://youtu.be/nzWx8U4POCg]

Weiter geht es mit dem libertären Marxisten Brendan O’Neill. Er ist Kolumnist und Editor des britischen Spiked Magazin [spiked-online.com], welches das Mutterschiff des deutschen Novo Argumente [novo-argumente.com] ist. Sein Podcast heisst: “The Brendan O’Neill Show

Alex Kaschuta, eine perfekt englisch sprechende, rumänischstämmige Migrantin, re-konservativ, Ex-Atheistin und Ex-Linke aus der Londoner Tech-Szene. Ihr Podcast heisst “Subversive w/Alex Kaschuta.
Episodentipp: Economist-Redakteurin Helen Joyce , die ihr neues Buch “Trans: When Ideology Meets Reality” vorstellt.

The Guilt of Young America

This is the End of the West and the USA threw it under the Bus! Everybody knows that we Germans are the biggest cowards on Earth. But now ist the time to disgrace a generation of progressive US-“Youth”-Snowflakes in their Thirties, crying out for save spaces and being offended by everything. … always talking about “rape culture” and “toxic masculinity” on campus. Now the cruel reality strikes back in their woke little hobbit world. These millenial creative class is to blame: You think your’re progressive patriots?
HOW DARE YOU!!!
Afghanistan women will soon be confronted with real toxic masculinity, they will suffer from real rape culture.
AND YOU YOUNG AMERICA, YOU AND YOUR ROTTEN ACTIVIST TRIBES ARE GUILTY!

Critical Race Theory (2) – Themen

Den ersten Teil zum Thema “Critical Race Theory” finden Sie hier: https://www.denkvorbote.de/2021/05/01/critical-race-theory-1-einfuehrung-und-geschichte/

Um besser zu verstehen worum es sich bei CRT handelt, sollte man sich mit den Kernthemen dieser Theorie beschäftigen:

Rasse sei kein natürliches, biologisch begründetes Merkmal physisch unterschiedlicher Untergruppen von Menschen, sondern eine sozial konstruierte Kategorie, die dazu diene Farbige Menschen zu unterdrücken und auszubeuten.

Kritik des Liberalismus: Vertreter der CRT hinterfragen grundlegende liberale Konzepte wie z.B. das Prinzip der Rationalität (die bahnbrechende Errungenschaft aus dem Zeitalter der Aufklärung) oder das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz und stellen die Strategie der kleinen Schritte des traditionellen Bürgerrechtsdiskurses in Frage. Sie befürworten einen rassebewussten Ansatz zur sozialen Transformation und wenden sich gegen gesellschaftspolitische Maßnahmen, die diskriminierten Gruppen durch gezielte Vorteilsgewährung helfen wollen. Weiterhin lehnen sie sozialliberale Prinzipien wie Farbenblindheit , Vorbildfunktion oder das Verdienstprinzip ab.

Storytelling: Hierbei geht es um die Verwendung von Erzählungen, um eigene Erfahrungen rassistischer Diskriminierung auszudrücken. Bryan Brayboy favorisiert die Kulturtechnik des Geschichtenerzählens in indigen-amerikanischen Gemeinschaften als Ersatz für die Theorie und hat eine Tribal Critical Race Theory (TribCrit) vorgeschlagen.

Revisionistische Interpretationen der amerikanischen Bürgerrechts-Gesetze und des Fortschritts: CRT übt Kritik an Bürgerrechtsstipendien und Antidiskriminierungsgesetzen. CRT-Gründer Derrick Bell argumentiert, dass die Fortschritte der Bürgerrechte für Schwarze mit dem Eigeninteresse der weißen Elitisten zusammenfallen würden. Das US-Bürgerrechtsgesetz z.B. sei nur erlassen worden, um das Image der Vereinigten Staaten in den Augen der Länder der Dritten Welt zu verbessern, die die USA während des Kalten Krieges als Verbündete brauchten.

Intersektionalität: Laut dieser Theorie kann kein Individuum durch die Zugehörigkeit zu einer einzigen Gruppe hinreichend identifiziert werden. Untersucht wird daher wie sich die Kombination von Rasse, Geschlecht, Klasse, nationaler Herkunft und sexueller Orientierung in verschiedenen Situationen auswirkt. 

Standpunkt-Erkenntnistheorie: Die Ansicht, dass ein Angehöriger einer Minderheit die Autorität und Fähigkeit hat, über Rassismus zu sprechen, die Angehörige anderer Rassen nicht haben.

Schwarzer Nationalismus und Separatismus: Schwarzer nationalistischer Aktivismus dreht sich um die soziale, politische und wirtschaftliche Ermächtigung schwarzer Gemeinschaften und Menschen, insbesondere um der Integration in die weiße Kultur zu widerstehen und eine ausgeprägte schwarze Identität zu bewahren.

Weißes Privileg: Weiße Privilegien sind soziale Vorteile, die mit der Mitgliedschaft in der dominierenden weißen Rasse einhergehen. Cheryl I. Harris und Gloria Ladson-Billings verwenden den Ausdruck “Weiß sein als Eigentum”, wobei Weiß das ultimative Eigentum ist, das nur Weiße besitzen können. In diesem Sinne ist aus Sicht der kritischen Rassentheorie die weiße Haut, die einige Amerikaner besitzen, mit dem Besitz eines Grundstücks vergleichbar, da sie dem Eigentümer Privilegien gewährt, die ein Mieter nicht gewähren würde gewährt werden.

Verinnerlichung: Karen Pyke dokumentiert das theoretische Element des internalisierten Rassismus oder der internalisierten rassistischen Unterdrückung. Hierbei beginnen Opfer von Rassismus selber an die Ideologie zu glauben, dass sie den Weißen und der weißen Kultur unterlegen sind. Die Internalisierung von Rassismus beruht nicht auf Schwäche, Unwissenheit, Minderwertigkeit, psychischen Defekten, Leichtgläubigkeit oder anderen Mängeln der Unterdrückten. Stattdessen tragen Autorität und Macht in allen Aspekten der Gesellschaft zu Gefühlen der Ungleichheit bei.

Institutioneller Rassismus: Kritische Rassentheoretiker sind der Ansicht, dass das Gesetz und die Rechtsinstitutionen in den Vereinigten Staaten insofern von Natur aus rassistisch sind, als sie dazu dienen, soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheiten zwischen Weißen und Nichtweißen, insbesondere Afroamerikanern, zu schaffen und aufrechtzuerhalten .

Hassrede ist öffentliche Rede, die Hass ausdrückt oder Gewalt gegen eine Person oder Gruppe aufgrund von Rasse, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung fördert. Hassrede wird normalerweise als Kommunikation von Feindseligkeit oder Verunglimpfung einer Person oder einer Gruppe aufgrund eines Gruppenmerkmals wie Rasse, Hautfarbe, nationaler Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Religion oder sexueller Orientierung angesehen. Kritische Rassentheoretiker fordern bei Hassrede drastische Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Positive Diskriminierung (eng. Affirmative Action): CRT-Theoretiker argumentieren, dass sogenannte Leistungsstandards für Einstellungs- und Bildungszulassungen aus einer Vielzahl von Gründen nicht rassenneutral sind, und dass solche Standards Teil der Neutralitätsrhetorik sind, mit der Weiße ihren unverhältnismäßigen Anteil an Ressourcen und Sozialleistungen rechtfertigen. 

Quellen:
Pluckrose, H. & Lindsay, J. (2020). Cynical Theories: How Universities Made Everything about Race, Gender and Identity – And Why this Harms Everybody. Faber And Faber Ltd.

Delgado, R. &  Stefancic, J. & Harris, A. (2017) Critical Race Theory (Third Edition): An Introduction. NYU Press.

Britannica, The Editors of Encyclopaedia. “Critical race theory”. Encyclopedia Britannica, 2 Apr. 2021, https://www.britannica.com/topic/critical-race-theory. Accessed 5 June 2021.

Populismus als Symptom eines politischen Paradigmenwechsels. Andreas Reckwitz im Interview [deutschlandfunk.de]

Andreas Reckwitz im Gespräch mit Wolfgang Schiller über die Krise des Liberalismus. Deutschlandfunk, 09.05.2021.

Vorweg an unsere ostdeutschen Leser: Reckwitz hat wahrscheinlich einen sehr stark westdeutsch geprägten Blick auf unsere Geschichte. Eine Beschäftigung mit seinen Theorien beantwortet jedoch mit Sicherheit einige ostdeutsche Anfragen an den Zeitgeist.

Ich habe trotzdem mal versucht das Interview in ein paar Sätzen zusammenzufassen: Reckwitz sieht die westlichen Gesellschaften vor einem Paradigmenwechsel.
In der Nachkriegeszeit herrschte nach seiner Einschätzung das Paradigma der geschlossenen korporatistischen Gesellschaft. Diese führte zu Verkrustungen bzw. Sklerosierungen, welche nach mehr Öffnungen verlangten. Reckwitz bezeichnet dieses Paradigma den “apertistischen Liberalismus”, welcher auf der kulturellen Seite den progressiven Liberalismus (sexuelle Befreiung, liberalisierte Drogenpolitik, Ehe für Alle) und auf dem Bereich der Wirtschaft den Neoliberalismus hervorbrachte.
Aufgrund starker affektiver Aufladung u.a. auch durch das Aufkommen der sozialen Medien kommt es in unserer Gegenwart zunehmend zu unlösbaren  Kulturkonflikten zwischen Globalisierungsgewinnern und -verlierern. Der Neoliberalismus wird hier zunehmend in die Verantwortung genommen. Aber auch auf rein  wirtschaftlichen Gebiet löst der Neoliberalismus immer mehr Zweifel am Paradigma der Öffnung aus.
Den Rechtspopulismus sieht Reckwitz eigentlich nicht als das neue Paradigma, sondern eher als Symptom der Krise.
Seine Einschätzung, dass neomarxistische Initiativen aus dem Umfeld der US-amerikanischen Campus-Aktivismus wie “Black Life Matters” nicht als linke Identitätspolitik, sondern irgendwie doch noch in eine demokratische Bürgerrechtsbewegung einzuordnen ist kann ich dabei leider überhaupt nicht teilen.
Jedenfalls erwartet Reckwitz als neues Paradigma den einbettenden Liberalismus, bei dem es zwar behutsame weitere Öffnungen geben wird, jedoch noch deutlicher ein starkes Anwachsen “wohlwollender” staatlichen Regulierung von Wirtschafts- und Kulturkonflikten. Die Corona-Krise scheint da für Reckwitz schon ein Vorbote zu sein.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Interview mit dem Soziologen Andreas Reckwitz in dem dieser herausarbeitet, dass wir uns zur Zeit in einer spannenden Phase des Paradigmenwechsel vom apertistischen zum einbettenden Liberalismus befinden.

https://www.deutschlandfunk.de/die-krise-des-liberalismus-populismus-als-symptom-eines.1184.de.html?dram:article_id=496970

Critical Race Theory (1) – Einführung und Geschichte


Für die sog. “Critical Race Theory” gibt es noch keine allgemeingültige deutsche Übersetzung. In progressiven Kreisen wird nämlich argumentiert, dass der Begriff der “Rasse” im deutschen Sprachgebrauch im Gegensatz zum Gebrauch des englischen Begriffes “race” eine zu stark biologistische Kernbedeutung habe. Jedoch basieren nach dem Interesse für die “Black Lives Matter”-Bewegung auch in Deutschland zunehmend die identitätspolitischen Diskurse auf diese Theorie. Daher will ich sie in einigen Blogartikeln zunächst in ihren Grundzügen darstellen, um in weiteren Teilen die Kritik an diesem Konzept zusammenzufassen.

Es gibt einen 2. Teil zu diesem Artikel: Critical Race Theory (2) – Themen: https://www.denkvorbote.de/2021/06/05/critical-race-theory-2-themen/

I. Einführung
Die Critical Race Theory (CRT) ist eine von us-amerikanischen Bürgerrechts-Gelehrten und Aktivisten gegründete akademische Bewegung. CRT untersucht soziale und kulturelle Fragestellungen in Bezug auf Rasse, Recht sowie soziale und politische Macht. Zentral sind Standpunkte gegen die bestehende Rechtsordnung aus rassenbezogener Sicht und insbesondere die Kritik der gängigen liberalen Ansätze zur Gerechtigkeit. Recht und die Rechtsinstitutionen seien von Natur aus rassistisch. Das Konzept der Rasse sei selbst nicht biologisch begründet und natürlich, sondern sei ein sozial konstruiertes Konzept, das von Weißen verwendet wird, um ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen auf Kosten von People of Colour zu fördern. Die Ideen entstanden Mitte der 1970er Jahre in den Schriften mehrerer amerikanischer Rechtswissenschaftler, darunter Derrick Bell, Alan Freeman, Kimberlé Crenshaw, Richard Delgado und Patricia J. Williams. CRT entstand in den 1980er Jahren als Bewegung, die die Theorien Critical Legal Studies (CLS) mit Fokus auf Rasse überarbeitete. Wie das Wort “kritisch” andeutet, wurzeln beide theoretischen Rahmenbedingungen in der Kritischen Theorie, einer ideologiekritischen Analyse der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, die auf die Frankfurter Schule (Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Erich Fromm, Walter Benjamin) zurückgeht. CRT wird durch zwei gemeinsame Thesen lose verbunden: Erstens existiere eine weiße Vormachtstellung, die ihre Macht durch das Gesetz aufrecht erhält. Zweitens sei es möglich, das Verhältnis zwischen Recht und weißer Vormachtstellung zu verändern sowie Rassenemanzipation und Nicht-Unterordnung im weiteren Sinne zu erreichen. Kritiker der CRT sagen, dass sie sich auf den sozialen Konstruktivismus stützt, das Storytelling über Beweise und Vernunft erhebt, die Konzepte von Wahrheit und Leistung ablehnt und gegen den Liberalismus opponiert. Mitbegründer Richard Delgado definiert CRT im Jahr 2017 als “eine Sammlung von Aktivisten und Gelehrten, die daran interessiert sind, die Beziehung zwischen Rasse, Rassismus und Macht zu untersuchen und zu verändern. 

II. Geschichte
a. Frühe Ursprünge
: Bereits in den 1970er Jahren versuchten kritische Juristen, Aktivisten und Anwälte zu verstehen, warum Siege in der Bürgerrechts-Ära ins Stocken geraten waren. In den frühen 1980er Jahren organisierten farbige Studenten an der Harvard Law School Proteste gegen den Mangel an rassischer Vielfalt im Lehrplan, unter den Studenten und in der Fakultät. Diese Studenten unterstützten Professor Derrick Bell, der während seiner Zeit in Harvard neue Kurse entwickelt hatte, die das amerikanische Recht auf Rassismus untersuchten. Die Studenten wollten nach dem Weggang Bells von Harvard diese Kurse in Eigenregie und unter schwarzer Leitung unterrichten, was jedoch von der Universitätsleitung unterbunden wurde. Als Reaktion darauf boykottierten Kimberlé Crenshaw und andere Studenten den offiziellen Kurs und organisierten mit Gastrednern wie Richard Delgado einen “Alternativkurs” unter Verwendung von Bell’s 1973 verfasstem Werk “Race, Racism and American Law” (1973, 1. Auflage) als Kerntext.

b. Erste Treffen: Das erste formelle Treffen zum Thema CRT wurde 1989 von Kimberlé Crenshaw der Workshop “Neue Entwicklungen in der kritischen Rassentheorie ” organisiert, bei dem versucht wurde, die theoretischen Grundlagen Kritischer Rechts-Studien (CLS) mit den alltäglichen Realitäten der amerikanischen Rassenpolitik zu verbinden. Obwohl CLS die Rolle des Rechtssystems bei der Schaffung und Legitimation drückender sozialer Strukturen kritisierte, bot es keine Alternativen. CRT-Wissenschaftler wie Derrick Bell und Alan Freeman argumentieren, dass das Versäumnis, Rasse und Rassismus in ihre Analyse einzubeziehen, CLS daran gehindert hat, eine neue Richtung für die soziale Transformation zu entwickeln. Der CRT-Workshop 1989 an der Universität von Wisconsin-Madison, an dem 24 farbige Wissenschaftler teilnahmen, markierte einen Wendepunkt für das Gebiet. Nach diesem Treffen begannen die Wissenschaftler, ein höheres Volumen an Werken mit CRT zu veröffentlichen, darunter einige, die beim allgemeinen Publikum populär wurden. 1991 veröffentlichte Patricia Williams “The Alchemy of Race and Rights”, während Derrick Bell 1992 “Faces at the Bottom of the Well“ veröffentlichte, die beide nationale Bestseller wurden.

c. Ausbreitung: 1995 bewegte sich CRT über die Grenzen der Rechtswissenschaft hinaus und wurde erstmals im Bildungsbereich angewendet, um Ungleichheiten im Zusammenhang mit der Schulbildung besser zu verstehen. Seitdem haben Wissenschaftler ihre Arbeit in diesem Zusammenhang erweitert, um Themen wie Segregation, Beziehungen zwischen Rasse, Geschlecht und akademischen Leistungen, Pädagogik und Forschungsmethoden zu untersuchen. Ab 2002 boten über 20 juristische Fakultäten in den USA und mindestens 3 außerhalb der USA Kurse zur kritischen Rassentheorie an. Neben den Rechtswissenschaften wird CRT mittlerweile in den Bereichen Bildung, Politikwissenschaft, Frauenforschung, Ethnologie, Kommunikation, Soziologie und Amerikanistik gelehrt und angewendet.

Es gibt einen 2. Teil zu diesem Artikel: Critical Race Theory (2) – Themen: https://www.denkvorbote.de/2021/06/05/critical-race-theory-2-themen/

Quellen:
Pluckrose, H. & Lindsay, J. (2020). Cynical Theories: How Universities Made Everything about Race, Gender and Identity – And Why this Harms Everybody. Faber And Faber Ltd.

Delgado, R. &  Stefancic, J. & Harris, A. (2017) Critical Race Theory (Third Edition): An Introduction. NYU Press.

Wikipedia contributors. (2021, April 30). Critical race theory. In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 15:55, May 1, 2021, from https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Critical_race_theory&oldid=1020611706

OK Boomer. Klappe halten, zuhören und zahlen!

Ich beschäftige mich gerade intensiv mit dem Thema “Critical Race Theory”. Eines der daraus abgeleiteten Theorien ist das Konzept der Intersektionalität. Intersektionalität kommt von dem englischen Begriff intersection und heißt übersetzt „Schnittpunkt, Schnittmenge“. Der Begriff beschreibt die Überschneidung und Gleichzeitigkeit von verschiedenen Diskriminierungskategorien gegenüber einer Person. Dieses Konzept hat mir dabei geholfen ein ganz spezielles Woke-Bewußtsein für meinen eigenen Marginalisierungs-Status zu entwickeln. Ich gehöre nämlich innerhalb der Gruppe der marginalisierten postmigrantischen  Sudetendeutschen der zweiten Generation – wie der Name Jarka [dt = jungfräuliches Schaf] zeigt – zu einer in unserer Mehrheitsgesellschaft oft ausgegrenzten slawischen Untergruppe mit dem Stigma eines nichtdeutschen Nachnamens. Augrund eines Arbeitsunfalls in den 80er Jahren, der zum Verlust meines kleinen Fingers führte, musste ich lernen in einer Welt zurechtzukommen, die für Menschen mit 10 Fingern geschaffen wurde. Schließlich entspreche ich als Ehemann einer 25 Jahre jüngeren Frau nun so überhaupt nicht den gesellschaftlich vorherrschenden Stereotypen und teile Ausgrenzungserfahrungen anderer queerer Menschen in unserer Gesellschaft.
Die Intersektionalitäts-Theorie gibt mir nun Werkzeuge an die Hand wie ich mich mit Menschen, die identische Marginalisierungserfahrungen mit mir teilen organisieren kann. Wichtig ist dabei, dass die deutsche Mehrheitsgesellschaft dabei kein Mitspracherecht hat und endlich lernt uns zuzuhören. Denn sie ist blind für die Erfahrungen von systemischer Diskriminierung, die ich und meine Leidensgenossen tagtäglich im Alltag erfahren müssen.
Erfreulicherweise gibt es ein wachsendes Netzwerk von Diversity-Agenturen, die top-down die Chefetagen der Medien- und Politikwelten und deren unwoken Mitarbeiter sensibilisieren. Dort können meine Leidensgenossen und ich mit sehr angemessenen Honoraren einem privilegierten Stamm von progressiven Boomern die Prinzipien der Intersektionalität vermitteln.
Get woke! Stay woke!