Freiheit, die ins Nirgendwo führt

Freiheit, die ins Nirgendwo führt

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Der Freiheitsbegriff ist komplex. Doch kann man Freiheit im Wesentlichen so definieren: Freiheit heißt, der Mensch kann tun, was er will. Da schließt sich allerdings eine Frage an: Jeder kann tun, was er will. Aber kann jeder wollen, was er will? Schopenhauer hat darauf schon vor 200 Jahren hingewiesen, dass wir Kräften ausgesetzt sind, die unser Handeln bestimmen, ohne dass wir von ihnen Kenntnisse haben.  Diese Kräfte liegen in tiefen Schichten, die uns nicht wirklich zugänglich sind. Vermutlich sind wir deshalb nicht in dem absoluten Sinne frei, wie sich das manche vorstellen.

Und dann gilt es, auch noch folgenden Punkt zu beantworten: Wohin führte eine Freiheitsentwicklung, die immer neue Freiheiten einfordert? Wenn man sich anschaut, woher die Freiheit kommt, dann war es ein langer Weg zu der Freiheit, die wir heute genießen. Zunächst einmal lebten die Menschen in Gesellschaften, die politisch oppressiv waren. Aber auch das gesellschaftliche Klima ließ wenig Spielraum für individuelle Freiheit. Der Liberalismus hat das überwunden. Menschen dürfen ihre Meinung sagen und sie lösten sich von ihren Milieus. Das hatte auch seinen Preis. Viele Menschen fühlten und fühlen sich verloren.

Dann ging es darum Handlungsfreiheit für alle zu ermöglichen. Denn man erkannte, dass Freiheit auch materielle Voraussetzungen hat. Anders gesagt: Ohne Geld ist der Mensch nicht frei. Der Sozialstaat hat dafür gesorgt, dass die Menschen nicht in Freiheit verhungern müssen. Doch auch der Sozialstaat hat seinem Preis, denn er macht Menschen abhängig.

Nun ist man im Begriff, noch einen Schritt weiter zu gehen. Es genügt nicht mehr, von Milieus und Armut befreit zu sein. Man will auch von den eigenen biologischen Voraussetzungen befreit sein. Die Identitätspolitik geht deshalb den letzten Schritt: Freiheit von den geschlechtlichen Bestimmungen. Kurioserweise sperrt die Identitätspolitik uns aber wieder in Milieus und Gruppen ein und reduziert Freiheit. Es ist wohl immer so, dass Freiheit immer auch Unfreiheit mit sich bringt. Doch lassen wir diesen Aspekt einmal außen vor. Konzentrieren wir uns auf die freie Geschlechterwahl. Da wird so getan, als ob man sich vollkommen von den Gegenheiten lösen könnte.

Doch wenn man sich sein Geschlecht frei wählen kann, warum nicht auch seine Hautfarbe? Immerhin kann man ja auch behaupten, schwarz wäre das neue Weiß. Und warum könnte man nicht entscheiden, morgen ein Baum zu sein, wenn man sich so fühlt? Immerhin haben wir mit Bäumen viele Genome gemein. Wer kann eigentlich noch entscheiden, was Freiheit ist, was Wahnsinn, wenn alles ins Subjektive verlegt wird?

Mich erinnert die Entwicklung an die Geschichte vom Fischer und seiner Frau. Die wollte immer mehr. Zuerst waren ihre Wünsche nachvollziehbar. Dann wurde man unverschämmt. Schließlich größenwahnsinnig. Am Ende saßen sie beide wieder in dem Topf, aus dem sie dank des Fisches herauskamen. Und ich fürchte, genau so wird es uns mit der Freiheit gehen. Wenn man absolute Freiheit will, wenn man gottgleich sein möchte, dann wird man alles verlieren. Hoffentlich erkennt man das, bevor es zu spät ist.

Bild von Reimund Bertrams auf Pixabay


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