Identitätspolitik hat keine Zukunft

Identitätspolitik, das ist die Politik, die nicht mehr den einzelnen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt, sondern die Gruppe. Bei den Gruppen wird unterschieden zwischen Opfergruppen und Tätergruppen. So sind Frauen, Schwarze und Homosexuelle Menschen, die zu Opfergruppen gehören. Weiße Männer sind Täter. Viel ist dazu geschrieben worden, dass eine schwarze lesbische Millionärin, die an einer guten Uni studiert hat, kein Opfer sein kann. Dennoch lässt man sich das gefallen. Denn mit dem Opferstatus kommen Privilegien. Man bekommt im Idealfall schneller einen Job, mehr Sympathie, mehr Aufmerksamkeit der Medien und vor allem Respekt. Da ist es naheliegend, sich zum Opfer erklären zu lassen.

Während man früher meinte: Lerne leiden, ohne zu klagen, heißt es heute lerne leiden und laut darüber zu klagen. Das hat Folgen. Die Wehleidigkeit wird weiter zunehmen. Denn man kriegt schnell spitz, dass für Opfer einfach mehr drin ist. Das nennt man Rationalitätsfalle. Für den einzelnen ist es attraktiv, sich zum Opfer zu machen. Doch wenn alle Opfer sind, dann entwertet das den Opferstatus. Schlimmer noch, das Wort Opfer erlebt eine semantische Verschiebung. Opfergruppe bedeutet dann eher Interessengruppe oder Lobbygruppe.

Weil man die nicht unbegrenzte Ressource des Opferseins nicht beliebig vermehren kann, gilt es irgendwann, anderen den Status abzuerkennen. Am Ende wird man streiten, welcher Teint noch ausreicht, um als Opfer zu gelten und um als Verfolgter des „real existierenden Rassismus“ zu gelten. Ich empfehle daher, schon mal das Popcorn rauszuholen. Denn schon sehr bald wird es sehr unterhaltsam für alle, die „Täter“ sind.

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Hilft Humor?

„Feministinnen beim Frühstück. „Kannst du mir bitte die Salzstreuerin reichen?“ Darauf die andere: „Nein, ich habe eine Muskelkatze.“ Wenn es eins gibt, dass Fanatiker, Missionare und andere Erfüllte nicht vertragen können, dann ist es Humor. Warum ist das so? Weil er ihre Ordnung zerbricht! Fanatiker müssen aber pedantisch darauf achten, dass ihre Glaubenssätze nicht angerührt werden. Der Humor löst sie geradezu auf. Darum regieren sie mit Wut auf Humor.   

Und so ist es auch ein möglicher Hinweis, dass man es mit Fanatikern zu tun hat, wenn der andere keinen Humor verträgt. Das war so bei den Nazis, bei den Kommunisten, bei den religiösen Sektierern und nicht anders ist es bei den Identitätspolitikern, die es nicht ertragen, wenn man sie nicht ernst nimmt. Aber ein noch untrüglicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt: Man macht sich nicht über sich selbst lustig und kann nicht über sich selbst lachen.

Und so ist es die größte Schwäche der Identitätspolitik, dass sie sich zu ernst nimmt. Oder haben sie schon mal diese Leute als humorvoll erlebt? Wahre Größe geht nämlich mit humorvollem Umgang mit sich selbst einher, weil sie eben keine Schwäche, sondern Stärke ist. Und das gilt auch für uns alten weißen Männer. Souverän ist, wer über sich lachen kann: Ein Mann sitzt in einem rappelvollen Flugzeug. Nur der Platz neben ihm ist noch frei. Da kommt durch den Gang eine wunderschöne Frau mit tollen Kurven und setzt sich neben ihn. Der Mann kann es kaum noch aushalten. Mann: “Entschuldigung, und warum fliegen sie nach Berlin?” Sie: “Ich fliege zum Sex-Kongress. Ich werde dort einen Vortrag halten und mit einigen Vorurteilen aufräumen. Viele Leute glauben zum Beispiel, die Schwarzen seien besonders prächtig ausgestattet, dabei sind es eher die amerikanischen Ureinwohner, bei denen dies so ist. Und viele glauben, Franzosen seien die besten Liebhaber. Dabei bereiten die Griechen ihren Frauen den meisten Spaß am Sex … Aber ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, ich kenne ja nicht einmal Ihren Namen.” Der Mann streckt die Hand aus: “Gestatten, Winnetou, Winnetou Papadopoulos!”

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Critical Race Theory (2) – Themen

Den ersten Teil zum Thema “Critical Race Theory” finden Sie hier: https://www.denkvorbote.de/2021/05/01/critical-race-theory-1-einfuehrung-und-geschichte/

Um besser zu verstehen worum es sich bei CRT handelt, sollte man sich mit den Kernthemen dieser Theorie beschäftigen:

Rasse sei kein natürliches, biologisch begründetes Merkmal physisch unterschiedlicher Untergruppen von Menschen, sondern eine sozial konstruierte Kategorie, die dazu diene Farbige Menschen zu unterdrücken und auszubeuten.

Kritik des Liberalismus: Vertreter der CRT hinterfragen grundlegende liberale Konzepte wie z.B. das Prinzip der Rationalität (die bahnbrechende Errungenschaft aus dem Zeitalter der Aufklärung) oder das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz und stellen die Strategie der kleinen Schritte des traditionellen Bürgerrechtsdiskurses in Frage. Sie befürworten einen rassebewussten Ansatz zur sozialen Transformation und wenden sich gegen gesellschaftspolitische Maßnahmen, die diskriminierten Gruppen durch gezielte Vorteilsgewährung helfen wollen. Weiterhin lehnen sie sozialliberale Prinzipien wie Farbenblindheit , Vorbildfunktion oder das Verdienstprinzip ab.

Storytelling: Hierbei geht es um die Verwendung von Erzählungen, um eigene Erfahrungen rassistischer Diskriminierung auszudrücken. Bryan Brayboy favorisiert die Kulturtechnik des Geschichtenerzählens in indigen-amerikanischen Gemeinschaften als Ersatz für die Theorie und hat eine Tribal Critical Race Theory (TribCrit) vorgeschlagen.

Revisionistische Interpretationen der amerikanischen Bürgerrechts-Gesetze und des Fortschritts: CRT übt Kritik an Bürgerrechtsstipendien und Antidiskriminierungsgesetzen. CRT-Gründer Derrick Bell argumentiert, dass die Fortschritte der Bürgerrechte für Schwarze mit dem Eigeninteresse der weißen Elitisten zusammenfallen würden. Das US-Bürgerrechtsgesetz z.B. sei nur erlassen worden, um das Image der Vereinigten Staaten in den Augen der Länder der Dritten Welt zu verbessern, die die USA während des Kalten Krieges als Verbündete brauchten.

Intersektionalität: Laut dieser Theorie kann kein Individuum durch die Zugehörigkeit zu einer einzigen Gruppe hinreichend identifiziert werden. Untersucht wird daher wie sich die Kombination von Rasse, Geschlecht, Klasse, nationaler Herkunft und sexueller Orientierung in verschiedenen Situationen auswirkt. 

Standpunkt-Erkenntnistheorie: Die Ansicht, dass ein Angehöriger einer Minderheit die Autorität und Fähigkeit hat, über Rassismus zu sprechen, die Angehörige anderer Rassen nicht haben.

Schwarzer Nationalismus und Separatismus: Schwarzer nationalistischer Aktivismus dreht sich um die soziale, politische und wirtschaftliche Ermächtigung schwarzer Gemeinschaften und Menschen, insbesondere um der Integration in die weiße Kultur zu widerstehen und eine ausgeprägte schwarze Identität zu bewahren.

Weißes Privileg: Weiße Privilegien sind soziale Vorteile, die mit der Mitgliedschaft in der dominierenden weißen Rasse einhergehen. Cheryl I. Harris und Gloria Ladson-Billings verwenden den Ausdruck “Weiß sein als Eigentum”, wobei Weiß das ultimative Eigentum ist, das nur Weiße besitzen können. In diesem Sinne ist aus Sicht der kritischen Rassentheorie die weiße Haut, die einige Amerikaner besitzen, mit dem Besitz eines Grundstücks vergleichbar, da sie dem Eigentümer Privilegien gewährt, die ein Mieter nicht gewähren würde gewährt werden.

Verinnerlichung: Karen Pyke dokumentiert das theoretische Element des internalisierten Rassismus oder der internalisierten rassistischen Unterdrückung. Hierbei beginnen Opfer von Rassismus selber an die Ideologie zu glauben, dass sie den Weißen und der weißen Kultur unterlegen sind. Die Internalisierung von Rassismus beruht nicht auf Schwäche, Unwissenheit, Minderwertigkeit, psychischen Defekten, Leichtgläubigkeit oder anderen Mängeln der Unterdrückten. Stattdessen tragen Autorität und Macht in allen Aspekten der Gesellschaft zu Gefühlen der Ungleichheit bei.

Institutioneller Rassismus: Kritische Rassentheoretiker sind der Ansicht, dass das Gesetz und die Rechtsinstitutionen in den Vereinigten Staaten insofern von Natur aus rassistisch sind, als sie dazu dienen, soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheiten zwischen Weißen und Nichtweißen, insbesondere Afroamerikanern, zu schaffen und aufrechtzuerhalten .

Hassrede ist öffentliche Rede, die Hass ausdrückt oder Gewalt gegen eine Person oder Gruppe aufgrund von Rasse, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung fördert. Hassrede wird normalerweise als Kommunikation von Feindseligkeit oder Verunglimpfung einer Person oder einer Gruppe aufgrund eines Gruppenmerkmals wie Rasse, Hautfarbe, nationaler Herkunft, Geschlecht, Behinderung, Religion oder sexueller Orientierung angesehen. Kritische Rassentheoretiker fordern bei Hassrede drastische Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Positive Diskriminierung (eng. Affirmative Action): CRT-Theoretiker argumentieren, dass sogenannte Leistungsstandards für Einstellungs- und Bildungszulassungen aus einer Vielzahl von Gründen nicht rassenneutral sind, und dass solche Standards Teil der Neutralitätsrhetorik sind, mit der Weiße ihren unverhältnismäßigen Anteil an Ressourcen und Sozialleistungen rechtfertigen. 

Quellen:
Pluckrose, H. & Lindsay, J. (2020). Cynical Theories: How Universities Made Everything about Race, Gender and Identity – And Why this Harms Everybody. Faber And Faber Ltd.

Delgado, R. &  Stefancic, J. & Harris, A. (2017) Critical Race Theory (Third Edition): An Introduction. NYU Press.

Britannica, The Editors of Encyclopaedia. “Critical race theory”. Encyclopedia Britannica, 2 Apr. 2021, https://www.britannica.com/topic/critical-race-theory. Accessed 5 June 2021.